Deutschland profitiert von der EU-Osterweiterung
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zieht eine positive Bilanz der EU-Osterweiterung. Der Außenhandel zwischen Deutschland und den acht im Jahr 2004 beigetretenen mittel- und osteuropäischen Ländern hat sich dynamisch entwickelt.
Deutschland profitiert von der EU-Osterweiterung
Nürnberg,
02.04.2007 (iab) - Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
(IAB) zieht eine positive Bilanz der EU-Osterweiterung. Der Außenhandel
zwischen Deutschland und den acht im Jahr 2004 beigetretenen mittel- und
osteuropäischen Ländern hat sich nach der Erweiterung dynamisch
entwickelt. Die Exporte Deutschlands in die Beitrittsländer sind von 56,2
Milliarden Euro im Jahr 2003 auf 64 Milliarden Euro im Jahr 2005
gestiegen, die Importe im gleichen Zeitraum von 55,3 auf 59 Milliarden
Euro. In der Summe betrachtet könne also von einer Verlagerung der
Wertschöpfung in die neuen Mitgliedsstaaten keine Rede sein, so die
Autoren der Studie Timo Baas, Herbert Brücker und Elmar Hönekopp.
Die
EU-Osterweiterung führe zu erheblichen Wohlfahrtsgewinnen für die deutsche
Volkswirtschaft. Der Außenhandel Deutschlands mit den acht
Beitrittsländern habe inzwischen das Niveau des Handels mit den USA
erreicht. Noch ist offen, ob Deutschland die derzeit geltenden
Beschränkungen der Arbeitnehmerfreizügigkeit bereits 2009 oder erst 2011
aufheben will. In der Studie wurden drei Szenarien simuliert: ab sofort
volle Freizügigkeit für alle zehn mittel- und osteuropäischen
Beitrittsländer einschließlich der 2007 hinzugekommen Länder Rumänien und
Bulgarien, Beschränkung der Arbeitnehmerfreizügigkeit für alle zehn
Beitrittsländer bis 2011 oder Beschränkungen nur für Rumänien und
Bulgarien bis 2011. Die Modellrechnungen zeigen, dass durch die
EU-Osterweiterung in jedem Falle das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und die
Löhne steigen, während die Arbeitslosenrate sinkt.
Sofort
die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit einzuführen, brächte für das deutsche
BIP ein zusätzliches Plus. Bleibt die Zuwanderung bis 2011 beschränkt,
wird das BIP laut den IAB-Simulationsrechnungen durch die
EU-Osterweiterung insgesamt um 1,02 Prozent steigen. Bei dem
hypothetischen Szenario der sofortigen Einführung der Freizügigkeit für
alle zehn Beitrittsländer würde das Wachstum des BIP mit 1,44 Prozent
dagegen um 0,42 Prozentpunkte höher ausfallen. Der erweiterungsbedingte
Rückgang der Arbeitslosigkeit und das Lohnwachstum wären in diesem Fall
allerdings geringer. Der Rückgang der Arbeitslosenrate reduziert sich in
dem hypothetischen Szenario um 0,25 Prozentpunkte von 0,64 auf 0,39
Prozent. Auch ergeben sich in diesem Szenario aufgrund der Ausweitung des
Arbeitskräfteangebotes in einzelnen Sektoren sinkende oder weniger stark
steigende Löhne. Davon wären insbesondere die Bauwirtschaft, der Handel
und in geringerem Umfang auch die Dienstleistungen betroffen.
Die
drei Autoren der Studie sprechen sich dennoch für die frühzeitige Öffnung
des Arbeitsmarktes aus. Sie betonen, dass die gesamtwirtschaftlichen
Gewinne die möglichen deutschen Kosten deutlich übersteigen dürften, vor
allem wenn man aus europäischer Perspektive auch die Gewinne für Migranten
und die Sendeländer berücksichtige. Gegen eine unerwartet hohe Zuwanderung
könnte der deutsche Arbeitsmarkt während der Übergangsfristen durch eine
Quote oder Sicherungsklausel geschützt werden.
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